Tristan, Ende vierzig, Dramaturg am Stadttheater, der sich in seiner Arbeit vor allem um Interkulturalität und Gendergerechtigkeit kümmert, hat eine blendende Idee: Er lädt interessierte Zuschauer*innen zu einer “Bürgertherapie”, in der es bei einem ersten Meeting darum geht, den “Neuen Mann” in sich zu entdecken. Die Zuschauer*innen sollen frei werden von alten Rollenmustern, sexistischen wie rassistischen, und er will sie durch Diskussion zu einem glücklicheren, ausgeglichenerem Ich führen. Die Veranstaltung verschiebt sich jedoch mehr und mehr in Richtung seiner eigenen, persönlichen Probleme, als er offenbart, dass er jüngst vom Intendanten des Theaters seine „Nicht-Verlängerung“ erhalten hat - mit der Begründung, die Stelle müsse aus politischen Gründen durch eine junge Frau mit Migrationshintergrund ersetzt werden.
Verzweifelt versucht er, den Meeting-Teilnehmenden, das Ganze als positiv zu verkaufen: Ein Schritt in Richtung Chancengleichheit zwischen Mann und Frau, zwischen Menschen, deren Wurzeln in anderen Ländern liegen, und einem wie ihm - wofür er doch seit jeher gekämpft hat! Doch nach und nach fallen ihm immer mehr Situationen ein, in denen er als „Weißer“ und als „Mann“ so überhaupt nicht privilegiert war, und kommt zum Schluss, dass das „schwache Geschlecht“ eigentlich sein ganzes Leben lang bei ihm das Heft in der Hand hatte.
Als er letztendlich zugibt, dass seine Frau gerade im Krankenhaus liegt, weil ihm „einmalig die Hand ausgerutscht“ war, während ihr er ihr einen Seitensprung gebeichtet hatte, kommt sein anderes, unter der Schicht des Bildungsbürgers nur mühsam verdecktes Chauvinisten-Ich zum Vorschein, welches vor frauenfeindlichem und rassistischem Gedankengut nur so strotzt...
Mathias Kopetzkis tragikomisches Solostück über den Mann in einer handfesten Identitätskrise, zwischen eigenem libertären Anspruch und seiner reaktionären Wirklichkeit, stellt die großen Genderfragen aus Sicht eines verwirrten Geschlechts: Wann ist ein Mann denn jetzt verdammt nochmal ein Mann? Darf ich öffentlich heulen? Darf ich Yoga machen? Darf ich mich selbst suchen? Darf ich was von meiner Macht abgeben? Und damit trotzdem noch ein ganzer Kerl sein?
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